Für zwei Milliarden Menschen gehören Insekten als Lebensmittel zum Alltag dazu. Vor allem in Teilen Asiens, Südamerikas und Afrikas ist es unvorstellbar, Insekten als Nahrungstabu, so wie es in vielen westlichen Ländern der Fall ist, zu betrachten. Seit einiger Zeit sind Insekten als Nahrungsmittel kein NoGo mehr. Wir beantworten Ihnen die wichtigsten Fragen: Wieso Sie Insekten als Lebensmittel ansehen sollten, ob es sich dabei um einen Trend oder eine echte Zukunftsperspektive handelt, worauf Sie bei der Zubereitung achten sollten und vieles mehr.
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Inhalt des Artikels
- 1 Warum Sie Insekten als Nahrungsmittel sehen sollten
- 2 Insekten als Nahrungsmittel – Vorteile
- 3 Welche Insekten können konsumiert werden?
- 4 Insekten online kaufen & Insekten Shops Gutscheine
- 5 Wo kommen die Insekten her?
- 6 Insekten als Nahrungsmittel – Tötung und Tierschutz
- 7 Verarbeitung der Insekten
- 8 Insektengerichte
- 9 Insekten als Nahrungsmittel – Eine Option für Veganer und Vegetarier?
- 10 Risiken beim Verzehr von Insekten
- 11 Was wird am Verzehr von Insekten kritisiert?
Warum Sie Insekten als Nahrungsmittel sehen sollten
Der Ekel, den viele Menschen in europäischen Ländern empfinden, wenn sie an den Verzehr von Insekten denken, ist aus historischer Sicht nicht nachzuvollziehen. Bei den Römern und alten Griechen standen häufig Larven auf dem Speiseplan und in Deutschland, Luxemburg und Frankreich aß man Maikäfer bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Insekten als Nahrungsalternative anzusehen, ist also keinesfalls eine abwegige Idee.
Seit dem 01. Januar 2018 ist die Herstellung von Lebensmitteln aus Insekten durch die Novel Food-Verordnung (EU) 2915/2283 geregelt, sprich: Insekten als Nahrungsmittel zu verkaufen, ist nun offiziell erlaubt. Jeder siebte Deutsche probierte die außergewöhnliche Delikatesse bereits, wie eine Verbraucherumfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung bekannt gab. Wenn es so weiter läuft, könnte man meinen, dass bald geröstete Wespen statt Chips oder Wurm- anstatt Hackfleisch-Patties verspeist werden. Eine YouGov-Umfrage besagt allerdings das Gegenteil:
Der menschliche Verzehr von Insekten bleibt also vor allem in Deutschland umstritten. Wie die Nahrungsalternative wirklich ankommen könnte, wird momentan herausgefunden, denn erste Insektenprodukte werden bereits in Restaurants und Supermärkten angeboten.
Des Weiteren wird darüber nachgedacht, Insekten als Tiernahrung zu verwenden, um die Mengen an Soja, das an Nutztiere verfüttert wird, zu reduzieren. Dieses Konzept ist allerdings mehr als umstritten.
Insekten als Nahrungsmittel – Vorteile
Gesundheitliche Vorteile durch den Verzehr von Insekten
Im Gegensatz zu Fleisch weisen die meisten essbaren Insekten einen deutlich höheren Eiweißgehalt auf. Außerdem ist der Fettanteil der kleinen Tierchen um einiges geringer als der von Schweinen, Rindern oder Geflügel. Insekten als Fleischersatz? – Darüber könnte man also nachdenken.
Selbstverständlich kommt es bei der genauen Menge auf die Art des Insekts an, aber alles in allem kann man sagen, dass Insekten wertvolle Proteine und Spurenelemente enthalten. Dazu gehören Eisen und Zink.
Vor allem in den Panzern von Insekten kommt allerdings der Strukturbaustein Chitin vor. Dieser ist unverdaulich und kann unter Umständen dazu führen, dass einige Nährstoffe vom menschlichen Körper nicht aufgenommen werden können.
Bei gefriergetrockneten Insekten ist der Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißanteil übrigens um einiges höher als bei tiefgefrorenen.
Die Nährwerte müssen, wie bei allen Lebensmitteln, auf den Produkten wiederzufinden sein. Gefriergetrocknete Heuschrecken, Grillen und Buffalowürmer weisen pro 100g beispielsweise folgende Nährwerte auf:
Insekten als Nahrung – Umweltfreundliche Aspekte
Insekten als Nahrungsmittel zu verwenden, soll aber nicht nur gesundheitliche Vorteile haben. Auch die Umwelt soll dadurch entlastet werden. Zu Beginn dieser Behauptung muss angemerkt werden, dass die Insekten in Europa nicht wild gefangen werden. Wer also Insekten isst, trägt nicht zum ökologisch gesehen furchtbaren Insektensterben bei.
Die Züchtung von Insekten findet industriell statt. Ein Problem bezüglich der Züchtung und Haltung von Tieren und Produktion von tierischen Produkten ist die gravierende Schädigung der Umwelt. Aus diesem Grund ist die vegane Ernährung für immer mehr Menschen eine gute Lösung.
Die Haltung von Insekten ist bei Weitem klimafreundlicher als beispielsweise die Produktion von Fleisch. Vor allem werden weniger Ressourcen wie Futtermittel und Wasser verwendet. Um ein Kilogramm Grillen zu züchten, wird 1,7 kg Futtermittel verwendet. Die Umwandlung von Futter in essbare Anteile ist also bei den Insekten doppelt so hoch wie bei Hühnern, viermal effizienter als bei Schweinen und sogar zwölfmal höher als bei Rindern. Dies liegt auch daran, dass die Insekten in Sachen Nachhaltigkeit gewinnen: Ihr essbarer Anteil liegt bei 80 Prozent, was doppelt so hoch ist wie der essbare Anteil eines Rindes.
Darüber hinaus haben Insekten einen viel kürzeren Lebenszyklus. Bei Larven beispielsweise liegt dieser bei vier bis fünf Wochen. Nahrungsmittel aus Insekten können also schneller produziert werden.
Insekten brauchen außerdem sehr wenig Platz. Es muss fast keine Landfläche dafür genutzt werden. Bei Züchtung und Haltung werden
Welche Insekten können konsumiert werden?
Insgesamt können circa 2000 Insektenarten ohne Bedenken konsumiert werden. Dazu gehören vor allem Käfer, Raupen, Bienen, Wespen, Ameisen, Heuschrecken, Grillen und Mehlwürmer. Letztere haben es zum Großteil bereits auf Europäische Teller geschafft und können in unseren Supermärkten gekauft werden. Sie sind meist gefriergetrocknet, ansonsten allerdings unbehandelt.
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Wo kommen die Insekten her?
Wenn Insekten als Nahrungsmittel in Europa verkauft werden sollen, werden diese zuvor in einer industriellen Zucht unter kontrollierten Bedingungen vermehrt. Die Niederlande stehen mit ihren Farmen an erster Stelle in Europa vor Frankreich. Viel importiert wird aus Thailand und wenn es um biozertifizierte Insekten geht, greift man meist auf kanadischen Import zurück. Bio-Insekten werden mit biozertifiziertem, gentechnikfreiem Futter, bei dessen Herstellung auf chemische Mittel verzichtet wird, gefüttert, so wie es generell bei Bioprodukten der Fall sein sollte. Generell bekommen Insekten auf den Farmen meist Mais, Gräser und Soja zu fressen.
Da viele Insekten im Stück verkauft oder verarbeitet werden, ist die Ernährung der Tiere wichtig, denn auch der Darm bleibt erhalten. Die Tiere werden zwar am Tag vor der Tötung nicht mehr gefüttert, trotzdem können Restbestände erhalten bleiben. Man sollte auf jeden Fall vom Verzehr selbst gesammelter oder im Zoo-Fachhandel erworbener Insekten absehen. Diese ernähren sich meist von Abfall. Somit können sie leicht Bakterien, Keime auf den Menschen übertragen und Zoonosen auslösen.
Bei der Fütterung wird auf vielen Farmen versucht, Futtermittel zu vermeiden, die ebenfalls als menschliche oder tierische Ernährung dienen könnten. Es wird also auf ökologisch, pflanzliche Nebenprodukte oder Reststoffe aus der Verarbeitung zurückgegriffen.
Insekten als Nahrungsmittel – Tötung und Tierschutz
Die Haltung der Insekten muss artgerecht sein, sprich: Es müssen genügend Bewegungsmöglichkeiten, Licht, Platz usw. vorhanden sein.
Für die Tötung der Tiere gibt es ebenfalls eine Regelung. Die Tiere werden meist durch einen Temperaturschock getötet. Dies ist eine schonende und schnelle Methode. Alle Kaltblüter, dazu gehört beispielsweise der Buffalowurm, fallen ab einer bestimmten Temperatur in eine Art Winterschlaf. In diesen werden sie künstlich versetzt. Danach wird die Temperatur erneut heruntergekühlt, sodass die Würmer nicht mehr aufwachen können und somit sterben.
Ob Insekten überhaut und während dieser Tötungsverfahren Schmerz empfinden können, ist nicht bekannt. An dieser Stelle besteht ganz klar Forschungsbedarf.
Verarbeitung der Insekten
Nachdem die Insekten tiefgefroren wurden, werden sie gewaschen und blanchiert, also kurzzeitig auf 85 Grad erhitzt. Durch diesen Schritt werden mögliche Krankheitserreger abgetötet.
Die meisten Insekten werden danach gefriergetrocknet, wodurch ihnen Wasser entzogen wird. In diesem Zustand kann man die Insekten dann in einigen Supermärkten erstehen.
Ein weiterer üblicher Schritt ist die Verarbeitung der Insekten zu Insektenmehl, welches zum Backen oder zur Herstellung von Insektennudeln verwendet werden kann. Die Pressung zu Riegeln ist ebenfalls eine gängige Methode. Kombiniert mit beispielsweise Sesam, Nüssen o.ä. ist das eine der häufigsten angebotenen Formen der Buffalowürmer.
Insektengerichte
Kaufen Sie die Insekten im Supermarkt, stellt sich natürlich die Frage: Wie bereite ich sie nun zu und zu welchen Gerichten kann ich sie verarbeiten?
Eins sei gesagt: Sie können die Insekten mit so gut wie jedem Gericht kombinieren – egal ob süß oder deftig. Süße Variationen sind in einigen Ländern besonders beliebt. Mit Schokolade überzogene Heuschrecken gelten vielerorts als Delikatesse. Die einfachste Methode fürs Backen? Greifen Sie zum Buffalowurmmehl. Daraus lassen sich jegliche Arten von Keksen kreieren. Wie wäre es mit Schokocrossis? Statt ungesunder Kornflakes verwenden sie allerdings ganze Buffalowürmer. Ihrer Fantasie sind gerade beim Backen keine Grenzen gesetzt.
Ähnlich sieht es in der deftigen Richtung aus. Insekten Pesto ist eine Idee, die sich sehr gut in die Tat umsetzen lässt. Fügen Sie den Insekten Ihrer Wahl etwas Basilikum, Olivenöl o.ä. hinzu und kreieren somit Ihr eigenes Insektenpesto. Nutzen Sie Insekten als Bestandteil von Gemüsepfannen, oder als Wrap- und Tacofüllung. Wollen Sie die Insekten pur genießen, braten und frittieren Sie sie am besten. Die Insekten-Burger-Patties erleben zurzeit einen Höhenflug. Mehrere Restaurants bieten sie bereits an.
Insekten als Nahrungsmittel – Eine Option für Veganer und Vegetarier?
Im Endeffekt muss jeder vegan oder vegetarisch lebende Mensch für sich selbst wissen, ob Insekten in seine Ernährungsweise passen. Ein Fakt ist, dass Insekten nicht als vegetarisch oder vegan gekennzeichnet sind. Wieso sollten sie auch? Es handelt sich bei Ihnen um Lebewesen.
Allerdings wird, wie bereits erwähnt, davon ausgegangen, dass Insekten keine Schmerzen bei der Tötung empfinden. Dies ist allerdings nicht wissenschaftlich bewiesen. Trotzdem haben Insekten natürlich bei vielen Menschen nicht denselben Stellenwert wie andere Tiere. Moralisch sollten Sie sich mit diesem Thema also selbst einigen.
Ein weiterer Grund, mit dem viele Veganer ihre Lebensweise begründen, ist der des Klimaschutzes. Insektenzucht und -haltung verbrauchen bei Weitem weniger Ressourcen und verursachen nicht so schwerwiegenden Folgen für die Umwelt wie es bei der Fleischindustrie der Fall ist. Der Ressourcenverbrauch von pflanzlichen Produkten allerdings, liegt immer noch unter dem der Insektenzucht.
Veganz fragte dieselbe Anzahl von omnivor lebenden Menschen (also „Allesfressern“), Vegetariern und Veganern, ob sie Insekten in ihren Speiseplan integrieren würden. Folgende Anzahl antwortete mit: „Ja.“
Risiken beim Verzehr von Insekten
Insekten gehören wie die Krebstiere und die Spinnentiere zum Tierstamm der Gliederfüßler (Arthropoden). Dieser Tierstamm enthält Proteine mit Allergie auslösenden Strukturen, die eine Gefahr für Kreuzallergien darstellen.
Bei Menschen, die eine Allergie gegen Schalentiere wie Garnelen und Hummer haben, ist das Risiko also hoch, dass sie auch auf Insekten allergisch reagieren. Das gleiche gilt für Hausstaubmilben. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass durch den Verzehr von Insekten neue Allergien ausgelöst werden, wobei dieses Risiko bei einer Vielzahl von Lebensmitteln besteht.
Darüber hinaus enthalten Insekten Gluten, was für Menschen mit einer Glutenintoleranz wissenswert sein könnte.
Wie beim Verzehr von anderen tierischen Produkten besteht die Möglichkeit einer nicht hygienischen Verarbeitung. Dadurch können unter Umständen Bakterien oder Keime übertragen und Zoonosen ausgelöst werden. Das Risiko ist bei tiefgefrorenen Insekten um einiges höher als bei gefriergetrockneten.
Was wird am Verzehr von Insekten kritisiert?
Ob Insekten als Nahrungsmittel wirklich nur ein Trend sind oder echte Zukunftsperspektive haben, kann wohl immer noch nicht hundertprozentig beantwortet werden. Zwar wird viel mit den Vorteilen der Insekten-Nahrungsmittelindustrie geprahlt, doch hat diese wie jeder kapitalistische Industriezweig auch negative Seiten.
Zunächst wurde bereits mehrfach erwähnt, dass pflanzliche Produkte die Ressourcen am meisten schonen und die Herstellung am umweltfreundlichsten ist. Nun wird darüber nachgedacht, Insekten als Nutztierfutter zu verwenden. Dass dadurch weniger Soja verwendet werden würde (demzufolge nach weniger Regenwald abgeholzt würde usw.), soll die Lösung und neue „Rechtfertigung“ für Fleischkonsum sein – Eine kurzgedachte und unlogische Lösung. Denn zum einen benötigen die Insekten ebenfalls pflanzliche Nahrung, wenn auch weitaus weniger als andere Tiere, und zum anderen müssten bei ausschließlich pflanzlichem Konsum der Menschen am wenigsten Ressourcen verschwendet werden, weil Nutztiere gar nicht mehr gemästet werden müssten. „Pflanzliche Nahrung direkt für die menschliche Ernährung und ohne Umwege“, das ist die beste Lösung.
Ein weiteres sehr großes Problem, was die Nutzung von Insekten als Lebensmittel angeht: Die Logistik. Vor allem Andrew Müller kritisiert diesen Aspekt heftig in seinem Taz-Artikel „Insekten essen. Nicht die Nahrung der Zukunft„. Selbstverständlich ist das Problem der Logistik nicht nur bei Insekten ein Thema. Bei den meisten Lebensmitteln setzen westliche Länder auf den Import, denn die Produktion in Entwicklungsländern ist wegen der niedrigen Lohnkosten günstiger. Transporte um die ganze Welt schaden der Umwelt enorm. Gleichzeitig besteht in den Insektenfarmen Thailands das Futter der Insekten aus Soja und Fischmehl, was ökologisch ebenfalls hochproblematisch ist.
Auch bei Insekten würde es in Zukunft also heißen: Regional oder gar nicht. Und diese Regel einzuhalten, ist schwieriger als man denkt.
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